BDSM

Die Abkürzung BDSM ist eine Sammelbezeichnung für eine große Bandbreite sexueller Spielarten. Es ist eine sexuelle Orientierung, in der die Lust aus einem vereinbarten, zeitweiligen Machtgefälle (Dominanz und Submission) generiert wird. Es gibt einen aktiven und einen passiven Part. BDSM Praktiken sind häufig mit einem Fetischismus, einer besonderen Bedeutung von spezifischer Kleidung, Accessoires oder Spielgeräten verbunden. Ausgeschrieben steht die Abkürzung für Bondage (Fesselung), Disziplin, Dominanz, Submission (Unterwerfung), Sadismus und Masochismus.

Das einige BDSM Szenen von außen betrachtet, für jemanden der diese Neigung nicht teilt, recht verstörend sein können, da wird ja anscheinend einem anderen Menschen Gewalt angetan, trägt sicherlich dazu bei, dass BDSM Neigungen noch sehr versteckt ausgelebt werden. Wichtig ist sich klar zu machen, dass es sich bei der BDSM-Orientierung nicht um einen wirklichen Sadismus handelt, auch wenn es häufig um das Zufügen von Schmerzreizen geht. Es ist ein einvernehmliches, abgesproches Spiel, an dem beide Seiten ihre Lust haben. Die Grundlage ist immer das SSC Prinzip: Safe, Sane und Consensual. Safe: Die Sicherheit meines Spielpartners hat absolute Priorität. Sane: Ich mache immer nur das was vernünftig und „gesund“ ist und respektiere körperliche und psychische Grenzen. Consensual: Alles ist abgesprochen und einvernehmlich : Das Machtgefälle, die Rollenzuschreibung, Art und Ausmaß des sexuellen Spiels. Immer gibt es sogenannte Codewörter um sofort aus einer Szene , einem Spiel auszusteigen.

Im Vergleich zum LGBTQ Bereich werden Menschen die eine BDSM Orientierung leben noch häufiger pathologisiert. Es halten sich zahlreiche Vorurteile, wie das, dass Menschen die BDSM leben, dies nur tun, weil sie in ihrem Leben -sexuell- traumatisiert worden sind. Die Studienlage dazu ist schlecht. Es gibt aber Untersuchungen, die im BDSM Feld nicht mehr traumatisierte Menschen als in der Normalbevölkerung gefunden haben.

In meiner langjährigen Erfahrung als Traumatherapeut habe ich bei sexuell traumatisierten Menschen häufig sexuelle Probleme beobachten könne. Zumeist sind bestimmte Elemente der sexuellen Begegnung oder sogar die komplette Sexualität ein Trigger, der es schwer bis unmöglich macht die Sexualität lustvoll und angstfrei zu erleben. Ich habe vereinzelt beobachtet, dass traumatisierte Menschen BDSM als Problemlösung bzw. Selbsthilfe angesehen und gelebt haben. Für manche schien es hilfreich zu sein, für andere eher nicht.

Vieles spricht für mich gegen einfache kausale Rückschlüsse und dafür, dass BDSM eine eigene sexuelle Identität und Orientierung ist, wie z.B. Homo- oder Bisexualität.

Aufgrund der Rahmenbedingungen ist es (noch) etwas schwerer, sich erstmal selbst einzugestehen, dass mann/frau Fantasien in dieser Richtung hat, seine spezifische Orientierung zu erkennen und zu akzeptieren und dann den Mut aufzubringen diese in sein Beziehungsleben zu integrieren. Es gibt nicht wenige Menschen, die sich erst im Lauf ihres Erwachsenenlebens ihrer Neigungen bewusst werden. Die Frage ist dann, können diese Neigungen in der bestehenden Beziehung einvernehmlich ausgelebt werden? Können sie in die Beziehung integriert werden und die Beziehung bereichern? Oder gefährden die eigenen Phantasien und Wünsche die Beziehung? Wie gelingt es mann/frau zu kommunizieren, Missverständnisse und Verletzungen zu vermeiden?